Fahrverhalten mit und ohne medikamentöse Behandlung
Wie wirkt sich sich ADHS ohne und mit medikamentöser Behandlung auf das Fahrverhalten aus?
(Verfasserin: M. Witte)
Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle, Aufmerksamkeitssteurung, Hyperaktivität (welche sich bei Erwachsenen eher in Form von innerer Unruhe, denn als körperliche Überaktivität zeigt) und den exekutiven Funktionen.
Die exekutiven Funktionen sind diejenigen Fähigkeiten, die notwendig sind, um Handeln gezielt zu planen und dann auszuführen.
Es ist ersichtlich, dass Menschen, die in den genannten Bereichen Probleme haben, auch beim Fahren eines Autos und als Verkehrsteilnehmer allgemein in ihrer Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein können.
Tatsächlich wurde in mehreren Studien belegt, dass Menschen mit ADHS ein erhöhtes Unfallrisiko haben und dabei selbst meist auch schwerere Schäden erleiden und verursachen als Menschen ohne ADHS.
Dies gilt vor allem für junge Menschen, die gerade ihre ersten Fahrerfahrungen sammeln. Eine neuseeländische Studie weist darauf hin, dass nicht nur junge Männer, sondern auch junge Fauen ein erhöhtes Unfallrisiko haben.
Um zu untersuchen, wie sich Stimulanzien auf die Fahrtüchtigkeit auswirken, wurden mehrere Studien durchgeführt. Hier sollen kurz zwei davon vorgestellt werden.
Cox et al. führten insgesamt vier Studien zu dem Thema durch.Alle zeigten eine signifikante Verbesserung der Fahrtüchtigkeit, wenn Methylphenidat gegeben wurde.
In einer der Studien wurden sieben männliche Probanden mit ADHS mit einer gesunden Kontrollgruppe von sechs Männern verglichen. Die von ADHS betroffenen Männer hatten in ihrer Vorgeschichte bereits deutlich mehr Unfälle als die Kontrollgruppe.
Beide Gruppen wurden entweder mit Placebo oder Methylphenidat aufdosiert. Nach einer Woche wurden sie je 90 Minuten nach der Einahme am Fahrsimulator getestet. Die Probanden mit ADHS zeigten unter Einfluss von Methylphenidat eine signifikante Verbesserung ihrer Fahrleistung. Die Probanden ohne ADHS zeigten unter Methylphenidat eine leichte Verschlechterung.
2005 führten Barkley et al. eine Untersuchung an 53 Männern und Frauen mit ADHS durch. Die Studie war doppelblind und placebokontrolliert.
Die Probanden führten jeweils vier Fahrten an einem Fahrsimulator durch. Zunächst wurde eine Fahrt ohne Methylphenidat oder Placebo durchgeführt um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben. Dann gab es je eine Fahrt mit Placebo, mit 10 mg und mit 20 mg Methylphenidat.
Auch hier zeigte sich durch Methylphenidat eine signifikante Verbesserung der Fahrleistung.
Lenkvermögen und die Fähigkeit die Geschwindigkeit anzupassen, verbesserten sich.
Die Verbesserung war dosisabhängig und bei der höheren Dosis stärker ausgeprägt.
Die erhältlichen Daten lassen alle den Schluss zu, dass Methylphenidat, wenn es bestimmungsgemäß eingesetzt wird, die Fahrtüchtigkeit von Menschen mit ADHS verbessert.
Nachtrag 2020:
Quellen:
Wie beeinflusst Methylphenidat das Fahrverhalten?
Hofecker Fallahpour, Dr. med. Maria
Neurologie & Psychiatrie
2005
ADHS im Erwachsenenalter
Johanna Krause und Klaus-Henning Krause
Schattauer
2009
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